Here is part 3 of “An Interview with Tad Williams”, translated into German by OstenArd.com contributor Ylvs.
Dies ist der dritte Teil des Interviews, das OstenArd.com mit Tad Williams geführt hat, dem Verfasser der ‚Großen Schwerter‘-, ‚Otherland‘-, ‚Shadowmarch‘- und ‚Bobby Dollar‘-Reihen. Williams hat kürzlich die Fertigstellung der Rohfassung des Manuskripts von ‚The Witchwood Crown‘ (‚die Hexenholzkrone’) bekanntgegeben, des ersten Bandes der Fortsetzungstrilogie von ‚die großen Schwerter‘, welche ‚der Letzte König von Osten Ard‘ heißen wird. Die Veröffentlichung wird für das Frühjahr 2016 erwartet.
Teil 1 des Interviews findet sich hier, Teil 2 ist hier.
Die folgenden Fragen stammen von Lesern des Tad Williams Message Board und von Mitwirkenden bei OstenArd.com. In diesem Teil des Interviews fragen wir Williams nach einem Vergleich der Charaktere aus den ‚Großen Schwertern’ mit Bobby Dollar; ob er Pläne hat in eine seiner anderen Welten zurückzukehren und ob er es jemals bereut hat, ins Dickicht der Welt von Osten Ard zurückzukehren.
OstenArd.com: Tad, Dein jüngster Protagonist, Bobby Dollar scheint manchmal ziemlich zynisch zu sein, aber seine Handlungsweise ist eindeutig die eines Optimisten. ‚Natürlich gehe ich in die Hölle, um meine neue Freundin zu retten (die nicht mal wirklich meine neue Freundin ist)‘. Simon hingegen ist von jugendlichem Idealismus (oder wie manche sagen: Ahnungslosigkeit) geprägt und verdient sich auf seinem Weg erwachsen zu werden, eine gehörige Portion Weisheit.
Wie verändert sich Simons Weltsicht über die Zeit? Würdest Du ihn als Idealisten oder Optimisten bezeichnen? Hat er irgendetwas mit Bobby Dollar und seinem Zynismus gemeinsam, nachdem er nun ein paar Runden mehr um die Sonne gedreht hat?
Tad Williams: Simon ist nach wie vor ein größerer Optimist als Bobby, was zum Teil daran liegt, dass er sich entschieden weigert, ausführlich über die schlimmsten Dinge im Leben nachzugrübeln. Das heißt nicht, dass er sie ignoriert, aber er ist entschlossener, sich nicht von ihnen sein Leben diktieren zu lassen als … sagen wir Miriamele. Ich glaube, ich selber bin von Natur aus ein verwundeter Romantiker, ein Optimist mit einem zynischen Sinn für Humor, kein Zyniker per se. Simon ist – hoffe ich – eine ältere Version seines jüngeren Selbst, also pragmatischer, weniger überrascht wenn die Dinge schlecht laufen. Und er ist sich bewusster, wie anstrengend es ist, die Welt zu verändern. In mancher Hinsicht ist er wahrscheinlich weniger ein Romantiker als Bobby.
Tad Williams erklärt, dass Simon Schneelocke weniger zynisch ist als seine Frau Miriamele – ein Hinweis auf die Handlung?
OA.com: Als Du zur Vorbereitung ‚die großen Schwerter’ gelesen hast – gab es irgendwas im Hinblick auf die Handlung oder die Weltkonstruktion, das Dich hat denken lassen: „Ich wünschte, ich könnte das überarbeiten“? Oder gab es etwas, was Du total vergessen hattest und das Dich positiv überrascht hat?
Tad: Ich dachte: „Ich wünschte, ich hätte es nicht so verdammt lang gemacht.“
Ehrlich gesagt, reagiere ich immer ziemlich ambivalent auf meine eigene Arbeit. Am meisten zucke ich bei Prosaproblemen, wie ich sie nenne, zusammen: zu viele Kommas, zu blumig an unnötigen Stellen etc., nicht so sehr wegen Entscheidungen, die die Handlung betreffen. Ich denke, ich hatte schon immer ein Händchen für Geschichte und Figuren, daher sind die meisten Sachen, die ich ändern würde technischer Natur, betreffen das Schreiben an sich.
Andererseits bin ich immer angenehm überrascht, wenn sich meine älteren Werke als weniger langweilig erweisen, als ich das machmal befürchte.

Einband von Fluss aus blauem Feuer, der 2. Band von Otherland.
OAcom: Du hast gesagt, dass Du gerne mehr Orlandogeschichten (Otherland) schreiben möchtest. Meinst Du aus diesem Wunsch könnte ein neues Buch werden oder gar eine Serie? Gibt es eine bestimmte Otherlandsim, die Du gern wiedersehen und ausbauen würdest?
Tad: Nicht so sehr eine bestimmte Simulation, vielmehr würde ich gern 1) mehr Simulationen erschaffen, 2) erforschen wie sich das Otherlandnetzwerk verändert, während es „lebendiger“ wird und sich seiner selbst bewusst oder zumindest sich selbst regulierend, und 3) denke ich, dass Orlandos Lebensumstände an sich und aus sich selbst heraus spannend sind (siehe „Der glücklichste tote Junge der Welt“). Außerdem interessiert mich die Idee, dass einige der künstlichen Lebensformen (oder Halblebensformen) im Netzwerk aus ganz eigenen, merkwürdig-pseudoreligösen Gründen versuchen könnten, Dread wieder zum Leben zu erwecken.
OAcom: Du hast Dich lange Zeit geweigert, nach Osten Ard zurückzukehren; erwischst Du dich jetzt ,wo Du wieder dort bist bei dem Gedanken: „Was zur Hölle tue ich hier?“
Tad: Jeden verdammten Tag. Besonders wenn ich versuche, mich an Geschichte und Sachen aus den ersten Bänden zu erinnern (also dauernd), statt mir einfach was auszudenken zu können. Aber wie schon gesagt, ist es auch eine richtig spannende Herausforderung. Ich will nicht wie ein kompletter Trottel klingen, aber das ist ein wichtiger Teil dessen, was ich am Schreiben liebe. Ich weiß, dass ich nicht allen damit gefallen werde, aber es wird herrlich rauszufinden, ob ich nicht zumindest einigen eine Freude machen kann.
OA.com:‚Die großen Schwerter‘ wird gerade in Vorfreude auf die neuen Bücher wieder weit überall gelesen und neu entdeckt. Das Leserfeedback ist umfassend positiv. Glaubst du, dass „die alten Hasen“ die neuen Bücher genauso mögen werden? Warum oder warum nicht?
Tad: Wenn überhaupt muss ich mir eher große Mühe geben, diese Bücher für neue Leser spannend zu machen, weil es so viel alte Geschichte, so viele bekannte Charaktere und Handlungsstränge gibt. Ich denke die alten Hasen werden keine Probleme haben, weil es eine MENGE Kontinuität gibt trotz all der Zeit, die vergangen ist.
Anmerkung: das Interview wird mit Teil 4 enden.